Mads Elung-Jensen

 

Biographie

Der Tenor Mads Elung-Jensen studierte Gesang bei Professor Bodil Gümoes an der Königlichen Dänischen Musikhochschule in Kopenhagen und bei Professor Ernst Haefliger in München und Zürich.

Im Jahre 1995 debutierte er von der Solistenklasse der Musikhochschule. Weitere Studien und Meisterkurse führten ihn zu berühmten Tenören wie Peter Schreier, Anthony Rolfe Johnson, Reiner Goldberg und Kurt Equiluz.

Schon früh in seiner Karriere wurden Mads Elung-Jensens Interpretationen von den Liederzykeln von Schubert und Schumann und von den Evangelist-Partien in Bachs Passionen gelobt. Auch für seine dramatische Bühnenpräsenz in Oper und in zeitgenössischen musikdramatischen Werken erhielt er große Anerkennung.

1992 holte der Chormeister Uwe Gronostay den dänischen Gesangsstudenten als Tenor-Solist in Mozarts Requiem in der Berliner Philharmonie. In den folgenden Jahren tournierte der junge Tenor intensiv in Europa und in Südamerika in Werken wie die Matthäus-Passion und die Johannes-Passion von J.S. Bach, in Mozarts Opern und in Premieren von zeitgenössischen Werken.

2004 gründete Mads Elung-Jensen das Ensemble Kopenhagen Kabarett und schrieb für die Gruppe drei KabarettShows. Kopenhagen Kabarett hatte in Dänemark bei seinem Debut einen augenblicklichen Erfolg. Tourneen und Rundfunk- und Fernseh-Auftritte verstärkten weiterhin die Popularität des Ensembles.

2009 übersiedelte der Tenor nach Berlin und trat 2010 in seiner ersten Solo-Kabarett-Show auf. Seitdem schrieb er eine Reihe von Shows, sowohl in deutscher Sprache als auch in seiner Muttersprache Dänisch. Er ist auch Autor und Übersetzer von zahlreichen Gedichten und Lieder.

2012 schuf Mads Elung-Jensen das Forschungs-Konzertprogramm „Musik zum Trost in Trauer“. Für diese erste Forschungs-Konzertarbeit erhielt Mads Elung-Jensen den apostolischen Segen vom Papst

In Berlin ist Mads Elung-Jensen der Leiter und Organisator von der Konzert-Serie Abendempfindung in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte. Er ist auch der Gründer und Leiter von dem Vokal-Ensemble „Die Goldvögel“. Die Goldvögel treten in seiner Konzert-Serie zum Trost in Trauer auf und für das generelle Konzert-Publikum in klassichem Konzertrepertoire.

Lebenslauf

AUSBILDUNG

  • 1995 Konzertexamen der Solistenklasse, Gesang, Die Königliche Dänische Musikhochschule, Kopenhagen
  • 1993 Staatlich geprüfter Musikpädagoge, Die Königliche Dänische Musikhochschule, Kopenhagen
  • 1992 Staatlich geprüfter Musikpädagoge, Gesang, mit Nebenausbildung in Bühnenregie, Die Königliche Dänische Musikhochschule, Kopenhagen
  • 1983 Abitur Randers Statsskole, Randers

 WEITERBILDUNG

  • 1989-1995 Meisterkurse und private gesangliche Weiterbildung bei Ernst Haefliger, München, Zürich und Davos
  • 1989-2010 Meisterkurse und private gesangliche Weiterbildung bei Peter Schreier, Kurt Equiluz, Anthony Rolfe-Johnson, Scot Weir und Reiner Goldberg, Kopenhagen, Berlin u.a.

 SÄNGERLEBEN 

  • 1988 – dato Freiberuflicher klassischer Tenor
    Zahlreiche Soloauftritte als Konzert- und Opernsänger, Deutschland und Dänemark,
    Tourneen in Europa und Südamerika
  • 2005 – dato Kabarettist, Solist und eigene Ensembles, mit eigenen Solo-Stücken Deutschland und Dänemark
  • Gründer, Leiter und Ensemblemitglied
    2013 – dato Die Goldvögel
    2007 – 2009 Drei Tenöre, Kopenhagen
    2004 – 2009 Kopenhagen Kabarett, Kopenhagen
  • Konzerte mit Moderation
    2018 Unser schwacher Mut
    2019 Die Winterreise und das Hungerherz

 

KONZERTVERANSTALTUNG

  • 2017 – dato Organisator der Konzertserie „Abendempfindung“ 
  • 2012 Initiator des kirchlichen Projekts Musik zum Trost in Trauer
  • 2000 – 2001 Freier Mitarbeiter beim dänischen Musikinformationszentrum, Kopenhagen
  • 1996 – 1997 Administrativer Leiter des Athelas Sinfonietta Copenhagen, Kopenhagen
  • 1990 – 1994 Leitungsassistenz des Musikfestivals Lerchenborg Musiktage Kopenhagen/Kalundborg, Dänemark

AUTOR

  • 2020 Welch ein Fest II, Weihnachtskabarett, Die Goldvögel, Premiere Dezember, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2020 Glemmer du? – Wenn du vergißt? Solokabarett, Premiere November, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2020 ButtStuff, Solokabarett, deutsche Premiere September, Incognito Showpalast, Berlin
  • 2019 Kann denn Liebe Sünde sein? Solokabarett, deutsche Premiere August, Ludwig Berlin, dänische Premiere September, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2018 ButtStuff, Solokabarett, dänische Premiere August, Bøssehuset, København
  • 2013 Welch ein Fest I Weihnachtsoratorium, deutsche Premiere Dezember, St. Marienkirche, Berlin, dänische Premiere Dezember, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2013 Besessen – Besetzt / Besat, Solokabarett, deutsche Premiere, September, Zimmertheater Berlin, dänische Premiere September, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2011 Ein bisschen Leichtsinn, Solokabarett, dänische Premiere Januar, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2010 Ein bisschen Leichtsinn, Solokabarett, Solokabarett, deutsche Premiere, Dänisch-Deutsche Gesellschaft, Kopenhagen
  • 2008 Kopenhagen Kabarett gibt sich die Ehre, Ensemblekabarett, Premiere Februar, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2006 Kopenhagen Kabarett auf der steinernen Brücke, Ensemblekabarett, Premiere September, LiteraturHaus, Kopenhagen
  • 2005 Kopenhagen Kabarett – Der Traum wird wahr, Ensemblekabarett, Premiere Mai, LiteraturHaus, Kopenhagen

GESANGSLEHRER

  • 1993 – dato Freiberuflicher Gesangspädagoge
  • 1993 – dato Organisator und Leiter von Meisterkursen Kopenhagen / Berlin

EHRENÄMTER

  • 2004 -2009 Vorsitzender Dänischer Tonkünstler Verein
  • 1996 -2009 Mitglied des Vorstands Dänischer Tonkünstler Verein

Porträt von Mads Elung-Jensen zu seinem 25-jährigen Sängerjubiläum

Tore Leifer, 2020

Mads Elung-Jensen, der Storyteller der Musik

Es ist scheinbar weit von den bachschen Evangelisten und von Schuberts selbstmordgedrohten Junggesellen zu gewagten Kabaretts von Gender und Geschlechtskrankheiten, von Krieg und Liebe, von Besatzung und Befreiung. Aber Mads Elung-Jensen ist als Sänger grundsätzlich ein Storyteller, wie die alte Baronesse Karen Blixen gesagt hätte.

Mads erzählt Geschichten, wenn er Schuberts Die schöne Müllerin und Winterreise singt, wenn er uns von der leuchtenden Verliebtheit zum Zusammenbruch und Selbstmord führt, ins verlockende, lindernde Wasser des Baches oder weit weg in den Schnee und in die Einsamkeit des Winters.

Mads erzählt die – für manche – größte und ultimative Geschichte, wenn er das Geburt Jesu feiert oder unsere Hand nimmt und uns durch desgleichen Leiden und Tod in der Johannes-Passion oder Matthäus-Passion begleitet.

Er erzählt Geschichten, wenn er Benjamin Brittens elegante Volkslieder von umgebrachten schottischen Grafen und ermordeten Schulkinder singt.

Und mit seinen Kabarett-Vorstellungen schafft Mads selbst die Geschichten, er webt in seiner ganz eigenen Mischung von Edith Piaf-Liedern, Comedian Harmonists, Marlene Dietrich, Brecht und Weill die nahe und die große Geschichte zusammen, um u.a. über das funkelnde erotische Leben voller Sex, Drogen, und vielfaltigen Geschlechten im babylonischen Berlin der 1920’er.

Er schreibt neue Texte auf sowohl Deutsch als auf Dänisch, er übersetzt hin und zurück von sowohl Französisch, Deutsch als Dänisch, windet sich mit raffinierten Reimen und scharfen Pointen. Mads ist ein sehr intelligenter Sänger und eine sprachliche Begabung – er spricht nicht weniger als sieben Sprachen – mit einem unersättlichen Appetit auf das Leben in all seinen vielfältigen Facetten.

Und wenn ich diesen farbreichen Tenor und Kabarett-Artist bei Vornamen nenne, kommt es daher, dass ich Mads seit 1984 kenne, als wie beide das musikwissenschaftliche Studium an der Universität von Kopenhagen begannen.

Eigentlich sahen wir einander monatelang etwas misstrauisch an – wer war denn dieser ewig singende und lärmende Kerl? – aber dann wurden wir Freunde und warfen uns um Note nach Note, Partitur nach Partitur hinein, ich selbst als begeisterter blattspielender Pianist und Mads mit Todesverachtung und enormem Selbstvertrauen.

Drei Jahre später zogen wir beide von der Universität bis zur königlichen dänischen Musikhochschule weiter, wo mehrere Mitstudenten meinten, dass wir mit unseren – damals – funkelnden dunklen Haaren und strahlenden blauen Augen Brüder sein müssten. Das waren wir nicht, aber seitdem sind wir Freunde, mit wechselnder Intensität, und haben die letzten Jahre die Freude gehabt eine Reihe von Konzerten zusammen zu gestalten, wo wir die Musik und Gesangtexte mit begleitender Erzählung gemischt haben. Konzerte mit Erzähler.

„Unser schwacher Mut“ hieß unsere Konzertreihe von der Verantwortung des einzelnen Menschen, angesichts Diktatur und Krieg. Starke Texte von Gustaf Munch-Petersen, Tom Kristensen, Bertolt Brecht und Paul Celan – mit intensiver, einfühlsamer, ab und zu auch schwieriger und gewaltsamer Musik von Peter Bruun, Alexander Muno und Aribert Reimann (das Hauptwerk „Engführung“). Konzerte, die wir in Kopenhagen (u.a. im LiteraturHaus), in Roskilde, in Helsingør, in Bornholms Kunstmuseum und in der dänischen Botschaft in Berlin aufführten.

„Die Winterreise und das Hungerherz“ heißt unsere Konzertreihe mit der Autorin Karen Fastrup, wo Schuberts Winterreise im Zusammenbruch und in der Borderline-Psychose von Karen Fastrups ergreifendem Roman gespiegelt wird. Konzerte, die wir im LiteraturHaus aufgeführt haben und die wir – wenn Covid erlaubt u.a. in der dänischen Botschaft in Berlin aufführen werden.

„Enivrez-vous – Berauscht euch!“ heißt unsere kommende Konzertreihe mit französischen und dänischen Dichtern, Baudelaire, Verlaine, Rimbaud und Emil Aarestrup und ganz neuen Werken (Uraufführungen) für die Gelegenheit von Komponisten aus sowohl Frankreich und Dänemark geschrieben.

Noch ein Beispiel, dass die Musik und der Gesang für Mads ganz einfach Storytelling ist. Ungeachtet wie schlicht und schmeichelhaft, oder wie schwierig und fordernd die Musik ist – Mads findet die Geschichte darin und erzählt sie so, dass das Publikum am anderen Ende des Stuhls sitzt und an seinen Lippen hängt.

Mads Elung-Jensen wurde 1965 in Vissing bei Hadsten im schönen Ost-Jütland geboren, hier sang und trällerte er schon als Kind und als Kirchensänger in der Oberschulzeit in Randers.

Er und ich wurden (wie ober erzählt) 1987 auf Die königliche Dänischen Musikhochschule zugelassen. Von hier absolvierte Mads 1993 die musikpädagogische Diplomprüfung und machte 1995 sein Debut von der Solistenklasse, von Prof. Bodil Gümoes ausgebildet.

Eine entscheidende Begebenheit für Mads war die Begegnung mit dem schweizerischen Tenor Ernst Haefliger. Mads nahm sechs Jahre lang teil in Haefligers Meisterkursen in Zürich und nahm auch Privatunterricht bei ihm in München und Davos. Mit ihm studierte er die Evangelist-Partien in Bachs Passionen, die großen Liederzykeln von Schubert und Schumann und die klassischen Tenorrollen in Mozarts Opern.

In seinen Studienjahren sang Mads Elung-Jensen u.a. im dänischen Rundfunkchor. Hier wurde er vom Chormeister, Professor Uwe Gronostay entdeckt, nach Berlin eingeladen, wo er 1992 sein deutsches Debut als Tenorsolist in Mozarts Requiem in der Berliner Philharmonie hatte.

Mads Elung-Jensen war 1990-1994 Louise Lerche-Lerchenborgs Assistent bei den Lerchenborg Musiktagen. Die Begegnungen mit sowohl dänischen als ausländischen Komponisten erweckten sein Interesse für die zeitgenössische Kompositionsmusik und für die enge Zusammenarbeit mit jedem einzelnen Komponisten, und Mads hat seitdem zahlreiche Werke uraufgeführt.

Ein Faden zurück zu den Studien bei Haefliger wurde gezogen, als Mads 2011 in den nordischen Botschaften in Berlin Aribert Reimanns große Kantate Engführung sang, begleitet von Professor Axel Bauni.

Aribert Reimann schreibt: „Seit Ernst Haefliger, der diesen Zyklus 1968 uraufgeführt hat, habe ich das Stück nie wieder so vollendet gehört, so bewegend im Ausdruck und berührend im Klang, so aufregend in der Gestaltung. Für mich war das ein großer Eindruck, ein unvergessliches Erlebnis.“

Außer seinem Repertoire von klassischer und moderner Kompositionsmusik hat Mads u.a. Tangos gesungen und 1999 in Argentinien mit Storstrøm Chamber Players Tournee gemacht, und dann pflegt er leidenschaftlich seine Vorliebe für die Kabarett-Musik. Mads gründete 2004 das Ensemble Kopenhagen Kabarett und schrieb für die Gruppe drei Vorstellungen. Durch zahlreiche Auftritte so wie Rundfunk- Fernseh- und CD-Aufzeichnungen wurde Kopenhagen Kabarett in breiten Kreisen in Dänemark ein Begriff, ein schöner neuer Ausdruck für die beste Berliner Kabarett-Tradition der goldenen 20’er Jahre.

Kopenhagen Kabarett tritt damals im neueröffneten LiteraturHaus auf, das seitdem eine feste Base für Mads‘ Auftritte in Kopenhagen ist. Hier feiert er auch seinen 25. Jubiläumstag seines Debuts mit der Premiere seines neuen Kabaretts Glemmer du? – Du vergißt? am 3. November 2020.

Er hat auch Kabaretts wie „Ein bisschen Leichtsinn“, „Besessen – Besetzt“, „ButtStuff“ und „Kann denn Liebe Sünde sein?“ gemacht, und er singt mit seinem Berliner Quartett „Die Goldvögel“ schmachtende Liebeslieder. Berlin, seit 2009 die Wahlheimat von Mads.

Ein besonderes Anliegen für Mads Elung-Jensen ist die Musik, die uns in den dunklen Stunden des Lebens Trost und Unterstützung geben kann.

2012 war er als Solist bei der Weltfriedenstagsmesse im Kölner Dom eingeladen. Dieses bewirkte erstmal eine Zusammenarbeit mit dem Domorganisten im Kölner Dom und mit dem Leiter der katholischen Seelensorge des deutschen Bundeswehrs, die zum Konzert „Musik zum Trost in Trauer“ führte.

Seitdem hat Mads diese schöne Arbeit mit sechs jährlichen Sommerkonzerten in der Kapelle des Friedrichswerderschen Friedhofs in Berlin-Kreuzberg weitergeführt.

Denn die Geschichten der Musik können auch lindern und trösten – genauso wie sie uns schütteln können, in unseren Geschlechtsorganen und Lachmuskeln, wenn Mads sich als gesanglicher Storyteller ausfaltet.

Tore Leifer, Magister in Musik- und Filmwissenschaft, Dipl. Gehörbildung, Musiktheorie und Chor und Ensembleleitung, Moderator des Kulturprogrammes Kulturen des dänischen Rundfunks.