Der innere Saboteur

Da ist dein rotes Haus,
du hast es selbst gebaut.
Deratig toll, ach flott und kühn
sieht es von draußen aus.

So gerne lädst du ein,
und wer die Räume schaut
bewundert ehrlich dein Bemüh’n,
hier mag man gerne sein.

Doch es gibt auch ’ne Hintertür,
du hast sie fast vergessen,
die führt zu deinem Keller-Raum,
da tobt es wie besessen.

Das ist dein inn’rer Saboteur,
der all dein eitles Streben
veralbert, höhnt, er schätzet kaum
dein ach so feines Leben.

Am morgen nach dem Schlaf
bist du nervös erwacht.
Was ist denn in der Nacht passiert?
Scheinst gar nicht lieb und brav.

So böses und gemein‘
Gefühl es in dir kracht?
Nein, etwas hat sich da verirrt,
das kann ja gar nicht sein!

Geöffnet war die Hintertür,
den Traum kannst du nicht steuern,
und wieder zieht’s dich mit Gewalt
zu üblen Abenteuern.

Das ist dein inn’rer Saboteur,
er läßt dich nicht in Ruhe,
und auch im Wachen er nun knallt
mit heftigem Getue.

Dein feines rotes Haus,
jetzt ist es wie befleckt,
du merkst nur einen heißen Drang,
am liebsten willst du raus.

Doch hilflos und allein
bleibst du wie angesteckt,
es herrschet nun dein dunkler Zwang
verfallen bist zur Pein.

Denn offen bleibt die Hintertür
mit all den Ungeheuern,
die du im Keller-Raum versteckst
und glaubst so gut zu steuern.

Es tobt dein inn’rer Saboteur
und läßt mit Furcht und Beben
dich in dem Glauben nun verhext,
dass nie es Ruh‘ wird geben.

Das schwarze Loch

Guten Morgen, tiefe Sorgen!
Ach, du hälst es nicht mehr aus.
Früher warst du toll geborgen,
fort nun drängt’s dich, weg, heraus.
Lästig
lässt dich
alles in dem roten Haus.

 Gute Freunde und Verwandte
ließest du so nett im Stich.
Um dich lauter Unbekannte
toben weiter königlich.
Weine,
keine
Menschen kümmern sich um dich.

Ist es Täuschung, ist es Wahrheit,
bist du wirklich derart schlecht?
Heute gibt es keine Klarheit,
du bist einfach schwer geschwächt.
Fass es,
lass es!
Dann erst merkst du, was ist echt.

Wenn sie dich auch mal verleitet
deine wilde Leidenschaft,
gut gezielt sie für dich streitet
als die stärkste Eigenschaft!
Trau dich,
bau dich
wieder auf mit dieser Kraft.

Und falls auch in diesen Tagen,
du bist in dem schwarzen Loch,
leichter wirst du es ertragen
deines Lebens Schicksalsjoch.
Glaube,
hoffe!
Liebes Kind, du schaffst es doch.

Die alte Wunde

Die Sonne scheint,
die Vögel singen,
auf deinem Weg
ist alles grün.

Die Welt wohl meint,
mit schönen Dingen
lässt sie nun keck
die Stadt erblüh’n.

Wo gehst du hin?
S‘ist alles offen,
nur nicht zurück,
geradeaus!

Ein‘n Neubeginn
wagst zu erhoffen,
da trifft dein Blick
ein rotes Haus.

Jäh ist sie da,
die alte Wunde,
es brennt der Schmerz,
starr und brutal.

Von fern bis nah
in ‘ner Sekunde,
nun ist dein Herz
voll von der Qual.

Wie lange geht’s?
Nur weiterlaufen?
Nein, steh du still
und nimm den Schlag.

Im Kopf da dreht’s,
lass es nun raufen,
so wie es will
an diesem Tag.

Du schaffst es schon,
bloß eine Stunde,
mehr ist es nicht,
dann ist’s vorbei.

Es ist kein Hohn,
die alte Wunde
hat auch ein Licht
sie macht dich frei.

Die alte Zeit
kann dich nicht zwingen,
sie sagt, was heut‘
kühn in dir steckt.

Bist du bereit
im Lenz zu singen,
zeigst du den Leut‘,
du bist erweckt.

Leg deinen Panzer weg

Du sitzt so still und schaust hinaus,
du kennst dich gar nicht mehr,
kein Rauschen schrill kommt in dein Haus,
wüst scheint es grad und leer.
Dein Kampf ist just zu End‘ gebracht,
ist alles hinter dir, 
in deiner Brust verborgen sacht,
da tönt es sanft und schier:

Leg deinen Panzer weg,
ruhig und ohne Schreck,
er schützt‘ dein Heil die hundert Mal,
dank ihm dieweil, heut ist’s egal:
Leg deinen Panzer weg.

Es ging nicht recht so nach dem Plan,
vielleicht war es ganz gut?
Mal warst du schlecht und voller Wahn,
die Liebe ward zu Wut.
Mal warst du toll und gabst dein Herz,
doch niemand nahm es an,
lass nun den Groll und tiefen Schmerz,
dass Friede kommen kann:

Leg deinen Panzer weg,
ruhig und ohne Schreck,
er schützt‘ dein Heil die hundert Mal,
dank ihm dieweil, heut ist’s egal:
Leg deinen Panzer weg.

Doch auch das Glück war oft dein Gast
mal sichtbar, mal geheim,
du kleine Stück‘ gesammelt hast
und pflegtest jeden Keim.
Du hast in dir den größten Schatz,
pack ihn gemütlich aus,
und schau dann, hier gibt’s reichlich Platz,
wo Ruhe ist zu Haus‘.

Leg deinen Panzer weg,
ruhig und ohne Schreck,
er schützt‘ dein Heil die hundert Mal,
dank ihm dieweil, heut ist’s egal:
Leg deinen Panzer weg.